Die Entstehung
Im frühen Mittelalter sind die höher gelegenen fruchtbaren Kuppen des Schwarzwaldes nach und nach urbar gemacht worden und bereits um 700 n. Chr. ließen sich die ersten Siedler in Altbulach und Oberhaugstett nieder. Etwa 300 Jahre später wurde Liebelsberg in der damals für die Region "Nordschwarzwald" typischen Form eines Waldhufendorfs besiedelt.
Das Gebiet galt zunächst als ausgedehnter Teil der Pfarrei Effringen. Seit der Reformation sind diese Orte mit der Stadt zum heutigen Kirchspiel Neubulach zusammengefasst. Am 01.01.1975 kam im Rahmen der Gemeindereform zur neu gegründeten Stadt Neubulach der Ortsteil Martinsmoos, der bis dorthin zum Kirchspiel Zwerenberg zählte, hinzu. Seither besteht die Stadt Neubulach aus den fünf Stadtteilen Neubulach, Altbulach mit Kohlerstal und Seitzental, Liebelsberg, Martinsmoos und Oberhaugstett.
Hella Glück - Bergbau bestimmte die Geschicke der Stadt
Neubulach wurde schon früh als Bergbauregion entdeckt. Bereits um das Jahr 1100 n. Chr. wurde unter dem süddeutschen Adelsgeschlecht des Pfalzgrafen von Tübingen mit dem Silberabbau begonnen. Der Übertageabbau musste bereits im 13. Jahrhundert dem technisch schwierigeren und aufwendigeren Abbau untertage weichen. Im Jahre 1275 n. Chr. wurde Bulach erstmals urkundlich erwähnt, das später zur Unterscheidung von Altbulach den Namen Neubulach zugesprochen bekam. Nur wenige Zeit später gelang es dem Grafen von Hohenberg den Besitz am Stadtgebiet inklusive des Silberbergwerkes zu erwerben. Anno 1364 kaufte ihm der Kurfürst von der Pfalz die Gegend ab. Unter diesem erlebte das Silberbergwerk und damit einhergehend Bulach eine neue Blütezeit.
Weniger als hundert Jahre später, im Jahre 1440, wurde die Stadt unter die Grafschaft Württembergs gestellt. Restliche Teile von Altbulach und Liebelsberg warb Herzog Christoph von Württemberg schließlich im Jahre 1558 dem Kloster Hirsau ab. Es ist belegt, dass die Stadt anno 1450 zum Sitz einer Bergvogtei mit eigener Bergbaubehörde wurde. Der große Brand, der die Stadt im Jahre 1505 in Schutt und Asche legte, überschattete den Bergbau, der 1525 als Folge des Bauernkrieges, bei dem Bauern aus der Gegend die Stadt besetzten, vorübergehend eingestellt wurde.
Herzog Christoph von Württemberg förderte ab 1558 die Stadt. Er erteilte ihr und den Bergleuten besondere Freiheiten. Er bestimmte einen Bergrichter nach Bulach, verlieh die Rechte für einen Jahr- und Wochenmarkt und ließ den Bergbau im Teinachtal auch von der Liebelsberger Seite her aufnehmen. Die Arbeiten wurden jedoch aufgrund der geringen Ausbeute rasch abgebrochen. Anno 1601 wurde der Bergbau endgültig aufgegeben. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Anstrengungen mit dem Ziel der kommerziellen Erzgewinnung unternommen, der geringe Ertrag führte jedoch stets zur schnellen Einstellung der Bergbautätigkeiten. Schließlich wurde mit dem Versuch des Bismutabbaus in den 1920er Jahren der Bergbau komplett eingestellt. Die Anlagen zur Aufbereitung der Halden demontierte man nach 1945.
Das Silberbergwerk wurde 1970 erschlossen. Zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wurde 1972 ein Seitenarm des Silberbergwerkes als Therapiestation ausgebaut. Der Erfolg dieser Heilmethode führte dazu, dass Neubulach 1996 als erster Ort in Deutschland das Kurprädikat "Luftkurort mit Heilstollenkurbetrieb" erhielt. Es folgten weitere Arbeiten. 2005 wurde schließlich die Eröffnung des Erlebnisstollens, eines noch tiefer liegenden Teils des Silberbergwerkes gefeiert.
Folglich kommt dem Stollen heute eine ganz neue Bedeutung zu. Er ist als Besucherbergwerk mit seinem Therapie- und Erlebnisstollen ein begehrtes Kur- und Ausflugsziel, das für seine Besucher immer wieder aufs Neue die alten Bergmannszeiten lebendig werden lässt.